Das Konzept der Gartenstadt, entwickelt Ende des 19. Jahrhunderts von dem Engländer Ebenezer Howard, stellt ein innovatives städtebauliches Leitbild dar, das bis heute Einfluss auf die Stadtplanung hat.
## Ursprung und Ziele
Die Idee der Gartenstadt entstand als Reaktion auf die problematischen Lebensbedingungen in den industrialisierten Großstädten. Ziele waren:
- Entlastung der überfüllten Großstädte
- Eindämmung der Landflucht
- Schaffung gesünderer Wohnbedingungen
- Verbindung der Vorteile von Stadt und Land
## Struktur und Merkmale
Eine idealtypische Gartenstadt zeichnet sich durch folgende Charakteristika aus:
- Begrenzte Größe von etwa 32.000 Einwohnern auf 2.300 Hektar
- Konzentrische Anordnung verschiedener Funktionsbereiche
- Großzügige Grünflächen und Gärten
- Funktionale Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit
- Selbstversorgung und eigene Verwaltung
**Aufbau:**
1. Zentraler Grünplatz, umgeben von öffentlichen Gebäuden
2. Parkring
3. Wohngebiete mit Gärten
4. "Grand Avenue" mit Schulen, Kirchen und Spielplätzen
5. Äußerer Ring für Industrie und Gewerbe
## Soziale und wirtschaftliche Aspekte
Howard sah vor, dass der Grund und Boden in Gemeineigentum verbleiben sollte, um Bodenspekulation zu verhindern. Die Mieten bzw. Pachten sollten nach dem Kostendeckungsprinzip kalkuliert werden und dadurch dauerhaft niedrig bleiben.
## Beispiele
Obwohl nur wenige Gartenstädte vollständig nach Howards Vorstellungen realisiert wurden, beeinflusste das Konzept zahlreiche Siedlungsprojekte:
- Letchworth (England) - erste Gartenstadt weltweit
- Hellerau bei Dresden
- Margarethenhöhe in Essen
- Gartenstadt Staaken in Berlin
- [[Falkensee - Stadt in Brandenburg, am Rand Berlins]]
## Kritik und moderne Interpretation
Trotz innovativer Ideen scheiterte das Modell oft an der Umsetzung, da es auf teils unrealistischen Annahmen basierte. Kritisiert wurden unter anderem:
- Hoher Flächenverbrauch
- Gefahr sozialer Isolation
- Idealisierte Vorstellung von Stadt- und Landleben
Dennoch finden Prinzipien der Gartenstadt auch heute noch Anwendung in der Stadtplanung. Moderne Konzepte wie die "kompakte Stadt" greifen Ideen auf und passen sie an aktuelle Herausforderungen an.
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